Die Märchen sind unsere Geschichten – uralt und voller Wahrheit. Märchen muss man nicht verstehen, ihre Kraft wirkt von alleine. Sie erzählen von reich und arm, von Leben und Vergehen, von Hunger und Suche – vom Hunger nach Liebe, von der Suche nach Glück.
Es ist ein Charakteristikum von Märchen, dass sie gut enden - in aller Regel. Dass der Held oder die Heldin nach einem Weg quer durch Schwierigkeiten, Kummer und Momente tiefster Verzweiflung aus eigener Kraft oder durch die Unterstützung von hilfreichen Wesen zu einer Lösung findet. Sehr oft bringt diese Lösung eine ganz neue Lebenssituation für den Betroffenen oder die Betroffene, wie zum Beispiel eine Eheschließung oder der Auszug aus dem Elternhaus. Er oder sie steht jetzt ganz anders und immer stärker da als vorher.
Märchen sprechen die Sprache des Unbewussten. Sie verwenden kaum Namen. Sie verwenden Schauplätze, Familienkonstellationen und Ausgangssituationen, die im kollektiven Gedächtnis tief verwurzelt sind und in jedem und jeder von uns zahlreiche Assoziationen wecken. Das ist auch einer der Gründe, warum Märchen so gerne ausgedeutet werden. Eben weil sie mehr bedeuten, als die überlieferten Worte. In ihnen schwingen auch die überlieferten Gefühle und das überlieferte Wissen mit.
Sich mit Märchen zu beschäftigen tut gut. Es regt etwas an, es bringt etwas in Bewegung. Es bringt Altes ans Licht und kann heilend wirken.
Denn am Ende, wenn die Aufgaben erfüllt, die Gefahren überwunden, die Schwachen gepflegt und 100 Jahre vergangen sind führt der Weg wieder ans Licht, die Liebenden kommen zusammen und die Kinder finden nach Hause. Und wenn sie nicht gestorben sind....so leben sie noch heute, unter uns, in dir...und mir.